Vom Glück der eigenen vier Wände

 

Zufriedenheit

„73 Prozent der Mieter in Deutschland wünschen sich Wohneigentum, bei jungen Leuten sind es sogar 95 Prozent“, sagt Michael Schick, Präsident des Immobilienverbands Deutschland. Doch sei Deutschland das Land der „verhinderten Eigentümer“. Denn die Eigentumsquote liegt in unserem Land nur wenig über 40 Prozent.

Doch die eigene Immobilie steigert die Zufriedenheit, sagt der Glücksforscher Bernd Raffelhüschen. „Das Wohnen ist eine ganz wichtige Komponente. Das Verwenden des Vermögens für selbstgenutztes Eigentum ist das Beste, was man machen kann, nicht nur für die eigene Altersvorsorge sondern auch für die eigene Zufriedenheit.“

Selbstverwirklichung

Was diese eigenen 4 Wände und der dazugehörige Garten wert sind, hat jeder dieser Hausbesitzer in den letzten zwei Jahren erlebt. Platz zu haben – für Gemeinsamkeit, aber auch, um sich aus dem Weg zu gehen. Kinder, die im Garten spielen können. Eltern, die einen Raum fürs Home-Office einrichten können. Das hat vielen noch einmal gezeigt, wie wichtig entspanntes Wohnen ist.

Stärkung der Gemeinschaft

Wer im eigenen Zuhause lebt, engagiert sich nachweislich mehr in seinem Umfeld. Wer länger an einem Ort bleibt, hat mehr Interesse ihn positiv mit zu gestalten. Also engagieren sich Menschen mit Eigentum öfter in Sportvereinen, bei der freiwilligen Feuerwehr, in der Kirche, in sozialen oder Umwelt-Projekten. Damit wird das regionale soziale Gefüge gestärkt.

Spar- und Konsumverhalten

Die LBS hat herausgefunden: „Der Vergleich identischer Einkommens- und Erwerbsbiografien von Mietern und Eigentümern hat gezeigt: Die Deutschen haben nicht deshalb Wohneigentum, weil sie auf entsprechendes Vermögen zurückgreifen können. Vielmehr bilden die Deutschen Vermögen durch den Erwerb von Wohneigentum und das damit einhergehende Spar- und Konsumverhalten.“

Natürlich hilft ein gutes Einkommen oder ein Erbe beim Kauf von Wohneigentum. Doch bei vielen Menschen ist Wunsch und Wille nach den eigenen vier Wänden so groß, dass sie andere Konsumwünsche dafür zurückstellen. Auch langfristig sammeln Eigentümer mehr Geldvermögen an. Das haben das Forschungsinstitut empirica und LBS Reseach herausgefunden. Dieses Phänomen erklären die Experten so: „Wer jahrelang auf Eigenkapital gespart und eine Hausfinanzierung gestemmt hat, ist offenbar auch langfristig weitestgehend immun gegen den Reiz kostspieliger Anschaffungen“.

Altersvorsorge

Drei Faktoren bedrohen den Lebensstandard im Alter: Sinkende Renten, fehlende private Altersvorsorge und steigende Wohn- und Lebenshaltungskosten. Während sich also die Einkünfte verringern, steigen die Kosten. Wer über – bestenfalls abbezahltes – Wohneigentum verfügt, kann hier gegensteuern.

Auch im Vergleich zu anderen Anlageformen schneiden Immobilien langfristig gesehen gut ab. Das ergab eine Langzeitstudie der Universität Bonn. Danach brachten Immobilien im Zeitraum von 1950 bis 2015 eine durchschnittliche Jahresrendite von 8,3 Prozent.

Wohneigentum versus Miete

Der Erwerb einer Wohnimmobilie in Deutschland war 2020 im bundesweiten Durchschnitt 56 Prozent günstiger, als diese zu mieten. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln in seinem Wohnkostenreport. Für ihre Untersuchung haben die Marktforscher aktuelle Daten zu Mieten und Kaufkosten von 401 Land- und Stadtkreisen in Deutschland erhoben. Anschließend verglichen sie die durchschnittlichen Netto-Mietkosten pro Quadratmeter in den verschiedenen Gebieten mit den durchschnittlichen Kosten der Eigentümer, ebenfalls pro Quadratmeter. Bei den Immobilienbesitzern berücksichtigten die Experten neben den Finanzierungskosten auch die Grundsteuer sowie Ausgaben für Instandhaltung und Abschreibung. Die Tilgungsleistung der Eigentümer wurde nicht miteinbezogen, denn sie dient der Vermögensbildung und der Altersvorsorge, um die sich Mieter ebenso kümmern müssen. Der Studie zufolge leben Selbstnutzer in 399 von 401 deutschen Kreisen günstiger als Mieter, auch in den Metropolen. Sie bezahlen demnach durchschnittlich 4,32 Euro pro Quadratmeter Wohnraum gegenüber Neuvertragsmieten für vergleichbare Wohnungen von 9,89 Euro.

Umzugsketten

Wer ins Eigenheim zieht tut nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch anderen. Das Forschungsinstitut Empirica beschreibt das in sogenannten Umzugsketten: „Wer in sein Häuschen am Stadtrand zieht, macht anderswo eine Wohnung frei. Aber bei der einen Wohnung bleibt es nicht. Eine typische Umzugskette sieht folgendermaßen aus: Eine Familie mit Kindern zieht ins eigene Haus und verlässt eine größere Mietwohnung oder ein gemietetes Reihenhaus am Stadtrand. Hier ziehen nun meist Ehepaare ein, die ihren ersten Nachwuchs erwarten. Diese machen wiederum ein etwas kleineres Mietobjekt frei, zum Beispiel eine Zweizimmerwohnung, in die jetzt ein junges Paar einziehen kann. Dieses Paar räumt dafür ihren bisherigen Wohnraum. Nun kommen oft gleich zwei kleine Apartments auf den Markt, in denen zum Beispiel Studenten oder Berufsanfänger bezahlbare Bleiben finden. Fazit: Wenn einer ein Haus baut, finden drei bis vier weitere Haushalte ein neues Zuhause und verbessern damit ihre Wohnsituation.“