Kennen Sie die drei wichtigsten Faktoren beim Kauf einer Immobilie? Richtig: Lage, Lage, Lage. Ja, ich weiß, das ist ein alter Hut. Aber trotzdem will ich Sie daran erinnern. Denn sowohl Verkäufer, als auch Käufer wissen darum und lassen sich trotzdem von Ihren Emotionen dazu verleiten, diesen Aspekt aus dem Blickfeld zu schieben. Weil das Haus wunderbar und genau richtig ist!
Doch warum ist die Lage so wichtig? Der Zustand eines Hauses kann durch Renovierung bis hin zur Grundsanierung verändert werden. DIE LAGE IST NICHT VERÄNDERBAR. Je besser die Lage, desto wertbeständiger ist die Immobilie. Dies merken Sie spätestens beim Verkauf. Dazu eine kleine Geschichte:
Vor etwa zwei Jahren wurde mir ein Haus angeboten im Randgebiet eines Kurortes in OWL. Das 60er Jahre Haus war das Elternhaus des Eigentümers, der mittlerweile überwiegend auf Mallorca wohnte. Er sanierte das Haus grundlegend, verwendete nur hochwertige Materialien, ließ luxuriöse Bäder einbauen und sogar den Garten neu anlegen. Dann bot er das Haus für 478.000 Euro an. Ein Gutachten bestätigte den Sachwert des Hauses. Anderthalb Jahre schon stand das Haus zum Verkauf. Viel zu lange. Was war passiert? Die Klientel, die eine halbe Million Euro für ein Haus ausgeben kann, wollte nicht in diesem Quartier, in dieser Straße mit vielen bescheidenen 60er Jahre Häuschen und nahe einer Bundesstraße wohnen. Und Interessenten, für die diese Lage in Frage kam, verfügten nicht über derartige finanzielle Mittel. Es war eine Frage der Lage. Ein tolles Haus, leider am falschen Platz. (Ich weiß leider nicht, ob es verkauft wurde…ich habe den Verkauf nicht übernommen.)
Aber was ist eine „gute“ Lage? Die positive Nachricht für alle Hausbesitzer mit Eigentum außerhalb der 1a-Lagen lautet: Die ideale Wohnlage ist abhängig von den persönlichen Ansprüchen, also beispielsweise vom Lebensalter und der familiären Situation. Um einige Klassiker zu nennen: Für die junge Familie sind der Spielplatz in der Nähe und kurze Wege zu Kita und Schule wichtig. Für Singles und junge Leute sind Kino, Kneipe, Kultur und der ÖPNV nach 18:00 Uhr wichtig. Für die Älteren ist eine ruhige Wohnlage wichtig und dass sie den nächsten Supermarkt und Arzt zu Fuß erreichen können.
Bei den Lagekriterien unterscheidet man die Makrolage und die Mikrolage. Die Makrolage bezieht sich auf das Land, die Region, die Stadt und den Stadtteil. Hier sollte man auf die Entwicklung schauen, wie das Beispiel Prenzlauer Berg in Berlin zeigt. Steigende oder zumindest gleichbleibende Bevölkerungszahlen und eine gute Kaufkraft gelten als positive Indikatoren.
Die Mikrolage beschreibt die direkte Umgebung, den Charakter des Hauses, die Nachbarschaft, das „Milieu“. Und hier gilt sehr oft „Gleich zu Gleich gesellt sich gern“. Allerdings scheint es ein Umdenken zu geben: Immer mehr Menschen erkennen den sozialen Gewinn des „gemischten Wohnens“ von Alt und Jung, Familien und Alleinstehenden, Wohnen und Arbeiten etc.
Nicht vergessen bei den Lagekriterien sollten Sie die Umwelteinflüsse. Boden ist knapp. Die räumliche Nähe unterschiedlichen Nutzungsansprüche provoziert bisweilen Konflikte. Immer mehr Menschen achten darauf, ob Straßen, Schienentrassen, Strommasten, Windkraftanlagen oder landwirtschaftliche Großbetriebe Lärm- oder Geruchsbelästigungen verursachen. Doch auch das ist subjektiv. Für den einen ist das Läuten der Kirchenglocken Musik und für den anderen nur störend.
In Zeiten des Klimawandels sollten Sie zudem feststellen, ob Ihr (zukünftiges) Haus in einer Windschneise (meist weht der Wind aus West oder Nordwest) oder einem Überflutungsgebiet liegt und welchen Weg sich das Wasser bei Starkregen sucht. Hoffentlich nicht durch Ihren Keller…
Was lässt sich abschließend feststellen? Aus meiner Erfahrung heraus bevorzugen die meisten Menschen Wohnlagen, die ruhig und zentral liegen. Also ruhige Seitenstraßen, Sackgassen im Zentrum, Tempo 30-Zonen. Ein Bahnhof in der Nähe wird geschätzt (ohne Zuglärm) und eine gute Verkehrsanbindung (auch ohne Lärm). Einkaufsmöglichkeiten und Infrastruktur sollten gut erreichbar sein. Ob eine Straße als laut oder „normal“ empfunden wird ist tatsächlich völlig subjektiv. Zum Glück. Den so kann jeder das für ihn optimale Haus finden.