Komische Frage – denken Sie nun vielleicht. Doch diese Frage nach dem Grund und Boden Ihres Grundstücks, auf dem in der Regel auch Ihr Haus steht oder stehen wird, hat etliche interessante Facetten.Szenario 1: Die harmloseste Variante! Sie haben ein Haus mit einem wunderbaren Garten und das schon seit 35 Jahren. Und nun auf einmal: Überall Erdhügel auf dem gut gepflegten Rasen! Noch nie hatte bisher ein Maulwurf den unterirdischen Weg bei Ihnen in den Garten gefunden. Und nun scheint der Bautätigkeit nach sich gleich eine ganze Familie sich dort niedergelassen zu haben. Das ist zumindest in meiner Nachbarschaft in Enger – und leider auch in meinem Garten – in den letzten Monaten häufig zu beobachten gewesen. Die gute Nachricht: Dort, wo Maulwürfe graben, ist der Boden sehr nahrhaft. Denn der Maulwurf jagt in seinen Gängen Insekten und Regenwürmer. Und da er unter Naturschutz steht, darf man ihm nicht nach Leib und Leben trachten. Alternativ können Sie versuchen, es ihm ein wenig ungemütlich werden zu lassen. Mit pfeifenden Flaschen, Piepern oder möglichst übelriechenden Hundehaaren oder säuerlicher Buttermilch. Oder Sie ertragen diesen ungebetenen Gast einfach. Warten Sie, dass er einfach weiterzieht und schütten Sie derweil die Erde der Hügel wieder in Ihr Blumenbeet. Meiner Meinung nach sind beide Strategien gleichermaßen erfolgreich. Strategie zwei kostet nur weniger Nerven. Manchmal liegt es übrigens am neuen Baugebiet nebenan, dass der Maulwurf bei Ihnen ein neues Zuhause sucht, weil er dort durch die Bagger vertrieben wurde.
Szenario 2: Sie haben ein Haus gebaut oder vom Bauträger bauen lassen und legen nun Ihren Garten an. Doch die Pflanzen mickern vor sich hin. Die Hecke will nicht anwachsen. Der Baum vor dem Haus schlägt kaum Wurzeln. Dann lohnt es sich, etwas tiefer zu graben. Vielleicht wurde auf Ihrem Grundstück der Bauschutt des Neubaugebietes bevorzugt abgeladen und am Ende nur eine etwas dünne Schicht Mutterboden aufgebracht?
Szenario 3: Fängt erst einmal ähnlich an, wie Szenario 2. Nur dass die Ursachen noch gravierender sein können. Dann lohnt die Recherche in der Stadtgeschichte. Steht Ihr Haus in der Nähe einer ehemaligen Müllkippe? Oder gar darauf? Hier könnte noch unreines Sickerwasser unterwegs sein. Oder stand vor vierzig Jahren an gleicher Stelle Ihres heutigen Hauses ein Brennstoffhandel? Oder eine andere Fabrik, die mit bodenschädlichen Substanzen hantierte – zu einer Zeit, in der Umweltschutz noch kein großes Thema war?
Szenario 4: In dem Haus, was Sie gerade gekauft haben, zeigen sich Risse in der Kellerwand. Sie spachteln sie zu und beobachten den Fall weiter. Die Risse kommen wieder. Dann kann es lohnen, die Gegebenheiten des Bodens zu untersuchen. In der Nähe eines Baches oder Flusses steigt der Grundwasserspiegel bei starkem Regen. Die Erde durchfeuchtet stark, dann trocknet sie wieder aus. Dies geschieht über einen fortwährenden Zeitraum. Der Boden arbeitet. Und bietet Ihrer Kellerwand nicht den nötigen Halt. Dann hilft nur der Bautrupp, der das Fundament stabilisieren muss.
Was ich mit diesen vier Beispielen sagen will: Es lohnt sich aus unterschiedlichen Gründen, vor dem Bau eines Hauses und manchmal auch noch danach, ein Bodengutachten erstellen zu lassen. Das kostet Geld. Aber die Schäden oder Folgekosten, die sich dadurch im Zweifel vermeiden lassen, sind Grund genug, hier auf Nummer Sicher zu gehen.
Ein „einfaches“ Bodengutachten kostet etwa 500 bis 1.000 Euro. Wer mehr Details über die Beschaffenheit seines Baugrunds benötigt, der muss mit Kosten über 2.000 Euro rechnen.
Denken Sie an den „Schiefen Turm von Pisa“. Schon während der Bauarbeiten merkte man damals, dass der Turm sich zur Seite neigte. Wäre hier im Vorfeld des Baus eine Baugrunduntersuchung durchgeführt worden, stände er wohl heute gerade. Ein Baugrundgutachten dient dazu, die Risiken bei einem Bauvorhaben abzuschätzen und zu minimieren. Und natürlich die möglichen Kosten zu kalkulieren.
Ich bin keine Gutachterin oder Architektin. Ich bin Maklerin. Aber bei der Vermittlung von Häusern habe ich gelegentlich mit solchen Fällen zu tun. Das ist für die Besitzer meist sehr unerfreulich. Deshalb möchte ich Sie heute für diesen Aspekt ausdrücklich sensibilisieren.
Wenn Sie Ihr Haus verkaufen möchten – das hoffentlich auf gutem Boden steht – freue ich mich, von Ihnen zu hören!