Hoffentlich haben Sie keinen Bock

Waren Sie in letzter Zeit auf dem Dachboden Ihres Hauses und haben sich dort die Holzbalken angeschaut? Wenn nicht, kann ich Ihnen nur empfehlen, ab und zu ein Auge darauf zu werfen. Denn es gibt Hausgenossen, die möchte man als Hausbesitzerin nicht unter dem eigenen Dach – oder korrekt ausgedrückt: im eigenen Dach – beherbergen. Ich rede hier vom Holzbock und vom Holzwurm. Doch auch das ist nicht ganz korrekt. Was wir umgangssprachlich als Holzbock bezeichnen, ist eigentlich der sogenannte Hausbockkäfer. Und auch beim Holzwurm reden wir eigentlich über den Gemeinen Nagekäfer. In beiden Fällen sind es allerdings die gefräßigen Larven, die Unheil im Gebälk anrichten können.

Der Hausbockkäfer bevorzugt explizit den Dachbereich, während der Holzwurm (ich bleibe mal bei dieser nicht ganz korrekten Bezeichnung) sich darüber hinaus gern in anderen Holzgegenständen wie Möbeln, Holzverkleidungen, Treppen oder Scheunentoren durchfuttert.

Bleiben wir jedoch beim Holzbockkäfer. Wie erkennen Sie einen Befall? Frische helle Bohrmehlhäufchen können ein Indiz sein. Offensichtlicher sind die ovalen Ausfluglöcher, durch die der fertige Käfer am Ende das Holz verlässt. Wenn Sie Ihr Schlafzimmer direkt unter dem Gebälk haben, können Sie sogar Fraßgeräusche hören. Oder klopfen Sie gegen die Balken – hohle Geräusche können ebenfalls ein Indiz sein.

Dennoch sollten Sie nicht gleich in Panik verfallen, sondern besser im ersten Schritt eine Fachfirma zu Rate ziehen. Denn: Bevor eine Bekämpfung ins Auge gefasst werden kann, ist durch einen eindeutigen Befallsnachweis zu belegen, ob der Schädling noch aktiv ist, oder ob er das Feld schon geräumt hat. Eine Bekämpfung – welcher Art auch immer – macht nur Sinn bei LEBENDEN Insekten. Die zweite Frage ist, ob und in welchem Ausmaß tragende und aussteifende Bauteile betroffen sind und damit eventuell die Statik des Hauses gefährdet ist.

Das Käferweibchen legt übrigens bis zu 400 Eier in feine Ritzen und Risse im Holz. Wie lange die geschlüpften Larven benötigen, bis aus ihnen ein Käfer wird, hängt vom Holz ab. Eiweißgehalt, Feuchte, Temperatur und die Art des Holzes spielen eine Rolle. Grob gesagt: Je nahrhafter das Holz, um so schneller wächst die Larve. Ist das Holz schon alt und „mager“ muss die Larve deutlich länger fressen um fett zu werden. So kann es zwischen vier bis zu 18 Jahre dauern, bis der Hausbockkäfer schlüpft und ausfliegt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass altes Holz weniger für einen frischen Befall gefährdet ist, als junges Holz. Zudem befällt der Käfer nur totes Splintholz von Nadelbäumen. Laubhölzer sind kaum gefährdet und auch das Kernholz ist vor ihm sicher.

Es lohnt sich somit, beim Hausbau auf die Qualität des Holzes zu achten. Experten sagen, dass Holz heute so schnell geerntet wird, dass der Baum kaum Zeit hat, das starke Kernholz auszubilden. Und aus Kostengründen wird am Bau knallhart kalkuliert. Balken sind lediglich so dick, wie die Statik es vorgibt. Eine Reserve, wie beim Bau von alten Häusern mit sehr dicken Balken, gibt es heute kaum noch. Da der Bock eher feuchtes Holz liebt, verbauen Sie besser technisch getrocknetes Holz mit einer Feuchte unter zehn Prozent. Oder man nimmt thermisch behandeltes Holz, welches wasserabweisend ist. Ökologische Holzschutzmittel sorgen dafür, dass Aerosole, die den Holzbock anlocken, nicht austreten können.

Was ist zu tun, wenn der akute Befall festgestellt wurde? Wie man den Hausbock bekämpft, ist in Deutschland in der DIN 68800-4 geregelt. Auch wenn es als die zunächst teuerste Variante erscheint, sollten Sie – natürlich je nach Ausmaß eines Schadens – über eine Erneuerung des Dachs nachdenken. Und zwar insbesondere dann, wenn der Dachstuhl schon ein hohes Baualter erreicht hat, stark befallen ist und die unversehrten Querschnitte der Balken den statischen Anforderungen nicht mehr genügen. Zudem kann ein angedachter Dachausbau oder eine energetische Sanierung und die damit implizierte Wertsteigerung des Hauses ebenfalls ein gutes Argument für die Erneuerung sein.

Bei weniger gravierendem Befall gibt es unterschiedliche Methoden zur Bekämpfung der Insekten.

  • Mechanische Sanierung: Marode Teile werden entfernt und ersetzt. Natürlich müssen Sie dem weiteren Befall vorbeugen, in der Regel mit einer chemischen Behandlung des Holzes.
  • Heißluftverfahren: Hier wird der Dachstuhl eingehaust und Wärmeöfen aufgestellt, die die Temperatur auf 55 – 60 Grad erwärmen und 48 Stunden halten. Hier ist es wichtig, dass die befallenen Bauteile offenliegen und erreicht werden. Insekten können nicht schwitzen und sterben samt Eiablage ab.
  • Chemische Behandlung mit Insektiziden: Bei geringem Befall oder zur Nachbehandlung werden Schädlingsbekämpfungsmittel in das Holz injiziert, aufgestrichen oder gesprüht, so dass die Larven absterben.
  • Mikrowellenverfahren: Eine Fachfirma beschießt mit einem speziellen Gerät das befallene Holz mit Mikrowellen. Hier wird das Wasser im Holz erhitzt, die Insekten sterben. Hier können allerdings im Holz Risse entstehen.

Wenn Sie ganz viele kleine Löcher im Holz sehen, haben Sie keinen Bock, aber der Wurm ist drin. Auch ihn können Sie chemisch oder mit Hitze bekämpfen.

Das war nur ein Überblick zum Thema Holzschädling. Viel besser berät Sie natürlich ein entsprechender Fachmann, den ich gern empfehle.