Was tun, damit Ihr Hauskauf Sie glücklich macht…

Ja, ich weiß: Die Rahmenbedingungen auf dem Immobilienmarkt sind – diplomatisch ausgedrückt – unbeständig. In Zeiten von Inflation, Zinssteigerung, Energieunsicherheit, Klimawandel und einem Krieg auf europäischem Boden gibt es kein „weiter so“. Dennoch: Das persönliche Leben hält nicht an. Wir wollen weiterhin gut wohnen. Dafür wünschen sich die meisten Einwohner in Deutschland das eigene Haus. Damit verbinden wir mehr Freiheit und Unabhängigkeit. Lieber einen Abtrag zahlen, von dem ich langfristig etwas habe, statt Miete, die einfach weg ist. Eigene Entscheidungen treffen, statt den Vermieter um Erlaubnis fragen zu müssen. Das eigene Haus steht in unserer Gesellschaft für Erfolg und Autonomie. Beim Träumen vom eigenen Haus überwiegen die „rosigen“ Vorstellungen des zukünftigen glücklichen Lebens.

Und tatsächlich sind statistisch gesehen Eigenheimbesitzer zufriedener als Mieter. Das eigene Haus erfüllt die Sehnsucht nach Geborgenheit hinter den eigenen Mauern und schafft Distanz zu der Welt „da draußen“. Im eigenen Zuhause darf ich laut sein, toben, lachen laut singen… Hier kann ich frei gestalten, heimwerken, dekorieren, gärtnern. Hier ist das eigene Territorium. Eigentum verstärkt das Gefühl der Kontrolle und stärkt damit Selbstsicherheit. Das kennen wir aus dem Sport als „Heimvorteil“. Die Mannschafft gewinnt statistisch gesehen im eigenen Station öfter als auswärts. Sozial gesehen sind Eigenheimbesitzer besser verankert. Die Familie rückt näher zusammen, man hat eine feste Nachbarschaft und kennt sich im eigenen Kiez besser aus.

Doch das eigene Haus ist kein Allheilmittel für anhaltende Lebenszufriedenheit. Gerade beim Bau eines Eigenheims treffen die rosigen Träume oft auf die harte Realität und werden zur familiären Belastungsprobe. Psychologisch interessant: Menschen, die eher glauben, dass materielle Güter für Zufriedenheit sorgen (extrinsische Lebensziele), erleiden eher Schiffsbruch. Menschen, die ihren Fokus eher auf soziale Beziehungen, die Familie oder andere Erfahrungen legen (intrinsische Lebensziele), sind den Herausforderungen eher gewachsen.

„Viele vergessen, dass es im Leben nicht darauf ankommt, ein Haus fertig zu stellen, sondern darin glücklich zu sein“, sagt der der Göttinger Hirnforscher Gerald Hüther. In Japan gebe es eine interessante Tradition, so Hüther. „Wird dort ein Haus gebaut, bleibt eine Ecke immer unvollständig – in der Küche, im Wohnzimmer oder im Schlafzimmer. Diese Ecke soll daran erinnern, dass nicht immer alles fertig sein muss; nicht perfekt sein muss. Sie soll daran erinnern, dass immer noch Platz sein muss für das Glück.“

Beginnt das große Projekt Hauskauf oder Hausbau, eint das gemeinsame Ziel die Paare meist. Doch die Planung und der Bau oder Umbau kosten Zeit, Energie und Geld. Viele Familien unterschätzen diese Belastung. Meist sind beide Partner zudem berufstätig und die Kinder brauchen Betreuung. Da bleibt die Zeit für Beziehungen oft auf der Strecke. Das Haus kann letztlich nicht ersetzen, was in der Beziehung möglicherweise fehlt.

Damit Sie die Chance auf ein Happy End beim Hauskauf möglichst hoch halten, folgen ein paar Tipps.

  • „I have a dream“: Träumen Się tatsächlich gemeinsam vom eigenen Haus? Oder will der Partner Ihnen nur einen Gefallen tun und „macht eben mit“? Lieben Sie Sicherheit und wollen Werte schaffen? Oder wollen Sie sich nicht binden, öfter mal den Wohnort wechseln? Wollen Sie finanziell flexibel sein oder ist ein fester Abtrag an die Bank für Sie eine feine Sache? Wofür Sie sich auch entscheiden – Sie sollten sich weitestgehend einig sein.
  • Machen Sie den Alltagstest: Viele Paare ziehen von der Stadt in die Randbereiche oder in den sehr ländlichen Raum. Das bedeutet im Alltag eine deutliche Umstellung. Mal eben Abends in die Kneipe und Freunde treffen ist aufwändig oder unmöglich. Fahrtwege zur Arbeit verlängern sich und kosten mehr Zeit. Statt Ausflug am Wochenende stehen Gartenarbeit oder Renovierungen auf dem Plan. Also: Machen Sie den Alltagstest und schauen Sie Ihr neues Domizil nicht nur am Sonntag Mittag an, sondern fahren Sie auch mal am Freitag Nachmittag um 17 Uhr „nach Hause“. Klären Sie gemeinsam, was Ihnen wichtig ist und worauf Sie verzichten können.
  • Berufliche Perspektiven: Früher war der Beruf etwas, was man ein Leben lang machte. Heute ist ein beruflicher Wechsel völlig normal. Kollidiert das mit Ihrem Wunsch, Ihren Wohnort für die nächsten zehn oder mehr Jahre festzuschreiben? Das ist wichtig für beide Partner. Findet der eine einen guten Job und der andere nicht, sind Probleme vorprogrammiert.
  • Liquide bleiben: Ein Haus kostet Geld. Gerade am Anfang. Aber auch später. Die technischen Anforderungen an Gebäude steigen. Heizungen, Fenster, Dämmung oder Dach – Schäden am Haus kosten leicht etliche tausend Euro. Wer nicht für solche Fälle etwas beiseitelegen kann, riskiert schnell die Existenz und damit den Familienfrieden. Abgesehen davon, dass die meisten Menschen trotz Eigenheim gerne mal in Urlaub fahren möchten.
  • Langzeitperspektive: Sehen Sie das Haus als Lebensabschnittsgefährte oder soll es mit Ihnen alt werden? Passt es noch, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Kann es umgebaut werden? Ist es alternsgerecht zu nutzen? Oder ist es völlig ok, es in 15 Jahren wieder zu verkaufen? Auch darüber sollten Sie heute schon nachdenken. Gemeinsam, versteht sich.
  • Zahlen oder Emotion: Verhaltensökonomen sagen übrigens, dass die Mehrzahl der Menschen Entscheidungen unbewusst auf emotionaler Ebene trifft. Das läuft in etwa so: Wir wollen etwas unbedingt haben, sind fest zum Kauf entschlossen und finden DANACH triftige Gründe, um die bereits vorher getroffene Kaufentscheidung vor uns und anderen zu legitimieren. In diesem Sinne: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!